Die Erfindung des Telefons


Alex. Graham Bell
Alex. Graham Bell

Als am 14. Februar 1876 Alexander Graham Bell ein Patent für ein Telefon einreichte, war den Beamten sicher nicht bewusst, dass sie eine der revolutionärsten Erfindungen der damaligen Zeit in den

 Händen hielten. Vor allem nicht, dass die Idee gestohlen war. Bereits am 26. Oktober 1861, also schon 15 Jahre früher, stellte der deutsche Lehrer Philipp Reis den Mitgliedern des «Physikalischen Vereins zu Frankfurt» seine Erfindung vor: das Telefon. Der dabei ins Telefon gesprochene Satz «Das Pferd frisst keinen Gurkensalat» wurde am anderen Ende der Leitung jedoch kaum verstanden. Reis verstarb am 14. Januar 1874, ohne dass seine Erfindung angemessen gewürdigt wurde.

Johann Philipp Reis
Johann Philipp Reis

Als zwei Jahre danach der Amerikaner Bell sein Patent für ein Telefon einreichte, war die Reis’sche Erfindung weithin unbekannt. Die Erteilung des Patents wäre wohl nicht erfolgt, wenn der zuständige Patentbeamte den Apparat nur als «Stand der Technik» eingestuft hätte. Bell hatte das Reis’sche Telefon bereits 1862 in Edinburgh kennengelernt. Auch hatte Bell Konstruktionspläne und ein Telefon erworben, welches der Italo-Amerikaner Antonio Meucci im Jahre 1860 – unabhängig von Reis – für seine kranke Frau entwickelt hatte. Und selbst das von Bell verwendete Mikrofon war das Werk eines anderen: 

Elisha Grey
Elisha Grey

Elisha Grey, der nur zwei Stunden nach Bell beim Patentamt in Chicago erschien und dadurch kein Patent erhielt. Bell nutzte sein Patent, um in den Folgejahren das Telefon ohne Konkurrenz weltweit zu vermarkten. Dabei stellte er sich als «Erfinder des Telefons» dar. Bereits 1887 eröffneten die US-Behörden ein Betrugsverfahren gegen Bell, um ihm das Telefon-Patent abzuerkennen. Durch den Tod Antonio Meuccis im Jahre 1889 wurde das Verfahren aber eingestellt. Das Telefon hatte viele Väter – Alexander Graham Bell war keiner von ihnen. Je nach Region gelten heute Meucci oder Reis als «Erfinder des Telefons». Genau genommen gebührt diese Ehre aber Beiden.


Text: Matthias Maetsch, Berlin-http://www.fernsprecher.de

Bilder: Radiomarconi; Tellermann; Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons-http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de